Als die Leidenschaft verschwand – und wie wir sie zurückholen!
Ein ehrlicher Text für Frauen ab 30, die wieder fühlen statt nur funktionieren wollen.
In meinen Zwanzigern war mein Leben voll von Projekten, Ideen, Träumen, Plänen und Erlebnissen. Ich war ständig unterwegs, voller Energie und voller Visionen. Alles schien möglich. Und dann kam die 30. Wir sagen ja immer: "Es ist nur eine Zahl." Aber wenn ich ehrlich bin – es hat sich doch so einiges verändert.
Vielleicht ist es genau das, was man manchmal tun muss: innehalten, zurückblicken, reflektieren. Nicht um in Nostalgie zu schwelgen, sondern um zu verstehen, wo man steht – und wohin man eigentlich noch will.
Für mich persönlich war mein 30. Geburtstag der schönste Tag meines Lebens. Damals lebte ich noch in New York und fragte mich wochenlang: Wie will ich in meinen Dreißigsten reinfeiern? Mit einer Kokosnuss am Strand? In meiner Lieblingsbar in Brooklyn, tanzend bis in den Morgen? Oder mit den Menschen, die meine Zwanziger geprägt haben?
Die Entscheidung fiel mir überraschend leicht. Ich lud meine engsten Freunde und Wegbegleiter in den Garten meiner Eltern im tiefsten Deutschland ein. Und – entgegen aller Erwartungen – kamen sie alle. Es war ein unfassbar warmer Sommer, das Wetter ein Traum, eine dieser seltenen Hitzewellen in Deutschland. Da es in meiner Heimatstadt kaum Hotels gab, schliefen alle im Haus meiner Eltern – auf Matratzen, Sofas, in Kinderzimmern. Es war chaotisch und perfekt.
Und dann – reiste ich zurück. Zurück nach New York, zurück in meine 4er-WG, zurück in einen Job, der mich nicht erfüllte und kaum meine Rechnungen deckte. Ich war nun 30. Einige meiner Freundinnen waren bereits schwanger, hatten Häuser, klare Pläne. Und ich? Ich lebte ein Leben, das mich kaum über den nächsten Tag trug.
Also beschloss ich: Ich versuche es mal mit diesem „Adulting“. Ich kehrte zurück nach Deutschland.
Was folgte, war... hart. Sehr hart. Ich hatte keinen Job, keine Versicherung, meine Gesundheit spielte nicht mit, und ich war gezwungen, wieder ins Kinderzimmer bei meinen Eltern zu ziehen. Fast vier Monate brauchte ich, um körperlich wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Die Arztrechnungen drückten mich finanziell an den Rand, staatliche Unterstützung gab es für mich keine.
Ich schrieb über 100 Bewerbungen. Meist bekam ich gar keine Antwort, manchmal eine automatisierte Absage. Ich verlor den Mut. Ich wusste irgendwann nicht mehr, warum ich morgens überhaupt noch aufstehen sollte. Keine Bewegung, kein Geld, keine Perspektive. Und irgendwann kam der Moment, an dem ich es nicht mehr aushielt, nach außen die „Positive“ zu spielen. Ich wollte einfach nur weg – raus aus dem Tief, raus aus allem.
Ich plünderte mein Konto, mietete ein Auto (das ich gesundheitlich eigentlich gar nicht hätte fahren dürfen) und sagte meinen Eltern, ich würde eine Freundin besuchen. In Wahrheit hatte ich keinen Plan. Und keine Kraft mehr.
Ich stand vor ihrer Haustür, konnte nicht mehr. Und zum ersten Mal dachte ich: Wäre es nicht einfacher, einfach aufzugeben? Ich checkte in ein kleines Hotel ein, weinte eine Nacht durch. Und am nächsten Morgen war da ein Gedanke: Aufgeben ist keine Option.
Zwei, drei Wochen später – mein Bruch war geheilt, ich hatte ein erstes Jobinterview, bekam überraschend eine Zusage, und eine Freundin bot mir ihre Zwischenmiete in Hamburg an. Es ging langsam wieder bergauf. Aber etwas in mir war seitdem anders.
Ich hatte Angst, wieder so tief zu fallen. Also stellte ich alles hinten an – außer Arbeit, Pflichten, Absicherung. Ich funktionierte. Hauptsache Job behalten, Hauptsache versichert, Hauptsache alle Formulare korrekt ausgefüllt. Meine ganze Energie floss nur noch in „richtig machen“. Kreative, emotionale oder spontane Energie blieb auf der Strecke. Und das... trägt sich jetzt seit fast sieben Jahren so.
Vielleicht erkennst du dich ein Stück weit wieder. Vielleicht ist deine Geschichte weniger dramatisch – aber vielleicht kennst auch du dieses Gefühl: weniger Projekte, weniger Ideen, weniger „silly“, spontane Dinge. Mehr Sicherheit, mehr Pflichten, mehr Funktionieren.
Und dann kam auch noch Corona. Und alles wurde noch ernster.
Aber jetzt – jetzt möchte ich etwas zurückholen: Leichtigkeit. Leidenschaft. Lebensfreude.
Ich habe mir vorgenommen, little by little, wieder mehr davon in meinen Alltag zu bringen. Mehr Mut zu neuen Erlebnissen. Mehr Zeit für Kreativität. Mehr Raum für Träume, auch jenseits der Dreißig.
Wenn du auch das Gefühl hast, da fehlt etwas in deinem Alltag – wenn du Lust hast, dich neu zu erfinden oder einfach wieder mal etwas Neues zu erleben – dann bist du hier genau richtig.
invent yourself ist ein Blog für Frauen ab 30, die sich selbst wieder entdecken wollen. Ohne Druck. Ohne Perfektion. Aber mit ganz viel Herz, Echtheit und der Erlaubnis, auch mal wieder „silly“ zu sein.